Er weiß es noch nicht. Seit gestern hat er auf einen Schlag 20 T-Shirts weniger. Einige seiner Hemden sind auch ausgewandert. Susi hat aussortiert. Für den guten Zweck. „Er merkt das sowieso nicht“, hat sie mein Entsetzen kommentiert.
Früher war das eine langwierige Geschichte. Da durfte er nur ein neues Hemd kaufen, wenn er im Gegenzug eins aussortiert hat.
„Aber du weiß ja wie Männer so ticken. Wenn ich ihn frage, dann trennt er sich von keinem einzigen Hemd oder Shirt. Brauch ich noch. Und das kann ich noch gut für die Gartenarbeit aufheben“, ist die Antwort.
Und weil sie das weiß, hat Susi Fakten geschaffen. Weg damit! Die Idee T-shirts für die Gartenarbeit und fürs Grobe aufzuheben finde ich gar nicht so übel. Ich ziehe zum Kochen keine Schürze, sondern ein ausgedientes Langarmhemd meines Mannes an. Ist genau so gut und erfüllt denselben Zweck wie eine teure Kochjacke, und ich habe wieder eines seiner guten Hemden vor dem Entsorgen gerettet. Von solchen Rettungsaktionen hat Susi die Nase voll.
„Hier“, sagt sie und zeigt mir im Kellerraum ein press gefülltes Regal mit seinen ausrangierten T-shirts in allen Farben und Formen.
Und weißt du was? Der Stapel wächst und wächst.
„So viel Garten haben wir gar nicht, dass er die alle abarbeiten könnte. Also habe ich ihn gefragt. Wie viele Gärten willst du in diesem Leben noch umspaten? Wie viele Wände möchtest du noch tapezieren und anlegen? Wie viele alte Autos haben wir, die du noch reparieren möchtest? Darauf hat er keine Antwort gefunden. Und weißt du was das schlimmste ist? Er zieht sich in Wirklichkeit zum arbeiten noch nicht einmal um. Er geht mit den guten Klamotten ins Beet. Erst unlängst hat er die Garage gestrichen, natürlich in den guten Klamotten. Kann man doch waschen“, hat er gesagt und mit der Schulter gezuckt.
Da war ich aber richtig sauer und ich habe ihm einen Vortrag gehalten. Ist ja schon gut, sagt er … Und dann zieht er sich, um das Auto in Werkstatt zu bringen, den grauen Arbeitskittel an.
Herzlichst
Bernadette Heim
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